Wenn wir Hochzeit feiern, dann machen wir das gerne mit vielen Gästen. Wir laden unsere Freundinnen und Freunde ein, unsere Familien. Wir wollen diesen Tag mit allen Menschen teilen, die uns wichtig sind. Und das sind mitunter ganz schön viele.
Dazu kommt noch das bekannte Thema: Wen MÜSSEN wir einladen. Klar, müssen tut man gar nichts. Aber Karin und Gerd haben uns auch eingeladen und da wären sie sicher beleidigt, wenn wir uns nicht revanchieren. Und Tante Hedwig wollen wir eigentlich nicht dabei haben, aber FAMILIE!
In den Jahren der Corona-Pandemie mussten viele Paare zwangsweise umdenken. Große Feiern mit über 100 Gästen konnten nicht wie geplant stattfinden. Hochzeiten wurden verschoben oder abgesagt.
Immer wieder gab es aber auch Paare, die die Situation für eine Neuausrichtung der Feier genutzt haben. Sie haben sich bewusst für eine Feier mit 20 oder 30 Gästen entschieden. Die freien Trauungen, die ich dabei als Trauredner begleiten durfte, waren ganz besonders. Ich habe mir darum einige Gedanken gemacht, was denn für Trauungen im kleinen Kreis spricht.
Zum einen benötigt Ihr keine große Location. Ihr müsst keine Halle mieten, keinen Hof oder kein Weingut. (was sich natürlich auch bei den Kosten bemerkbar macht) Je nachdem wie Eure Wohnsituation ist, kann die Feier sogar bei Euch zu Hause stattfinden. Warum eigentlich nicht? Es muss ja nicht im Wohnzimmer sein. Ich habe während der Pandemie Trauungen begleitet, die im eigenen Garten stattfanden oder in der Scheune. Das war richtig schön.
Es kommen natürlich bei kleiner Gästeliste Orte für die freie Trauung ins Spiel, die bei 120 Gästen raus sind: kleine Dorf- oder Pivatkapellen, die kleineren Räume eines Schlosses (etwa im Barockschloss Ludwigsburg) oder ein gemütlicher Gewölbekeller. Oder eben der eigene Garten.
Wenn die Hochzeit mit kleiner Besetzung gefeiert wird, macht das natürlich auch etwas mit der Stimmung. Bei 120 Gästen ist es fast egal, wenn 20 Leute schon um 23 Uhr ins Taxi steigen. Wenn Ihr 40 Gäste habt und 20 gehen um 23 Uhr heim, ist das anders, keine Frage. Wenn Ihr aber weniger eine eskalative Party, sondern eher gute Gespräche am Lagerfeuer wollt, mit Eurem engsten Freundeskreis -dann tut es der Stimmung keinen Abbruch, wenn 20 Leute schon früher gehen. Und dann empfiehlt es sich auch, eher im kleinen Kreis zu feiern.
Aber gerade mit Blick auf die freie Trauung selbst gibt es ein paar Vorteile: Bei großen Zeremonien mit 100 und mehr Gästen seid Ihr in der Regel an die klassische Kinobestuhlung gebunden. Im kleinen Kreis kann das auch mal ein Halbkreis sein. Mit dieser Anordnung sind Eure Gäste viel näher dran und bekommen alles viel intensiver mit.
Außerdem kommt man vermutlich ohne Technik aus. Was irgendwie ehrlicher ist. Wenn ich als Trauredner ohne Mikro sprechen kann, finde ich das prima. Weil ich nicht noch an die Technik denken muss und hoffen, dass alles klappt. Ich kann mich vielmehr komplett auf die Zeremonie einlassen.
Vor allem finde ich aber, dass eine Trauung im kleinen Kreis ein hohes Maß an Verbindlichkeit hat. Klar, jede Hochzeit hat das. Man heiratet ja nicht nur zum Spaß. Aber im kleinen Kreis ist das besonders: Vielleicht kennt Ihr diese Studien: Jemand steht am Bahnhof und wird überfallen. Wann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass ihm jemand hilft. Wenn noch 15 andere am Bahnsteig stehen? Oder wenn nur 3 dabei stehen? Na? Die Antwort ist: wenn nur 3 dabei sind. Je mehr Leute dabei sind, desto eher denken alle: Na, die andern können helfen!
Was hat das mit der Trauung zu tun? Nun, Ihr spendet Euch ein Trauversprechen (wenn Ihr das wollt; natürlich). Dieses Versprechen ist die Basis für Eure Ehe. Und Versprechen muss man halten. Als Trauredner nehme ich gerne auch die Gäste als Trauzeugen in die Pflicht, das Hochzeitspaar an das Versprechen zu erinnern. Und was denkt Ihr, wann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Euch jemand erinnert? Bei 120 Gästen? Oder bei 20?
Übrigens: Unsere eigene Hochzeit haben meine Frau und ich ich mit 90 Gästen gefeiert. Das war ein richtig tolles Fest. Und ich bin ehrlich: Ich würde vermutlich wieder so groß feiern. Falls aber eine Pandemie dazwischen käme oder es andere Gründe gäbe, die Hochzeit zu verkleinern, würde ich dennoch etwas richtig Großes auf die Beine stellen. Halt nur eben in klein.
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